Wenn auf einer Abschlussfeier eines Studienjahrgangs Menschen, die nicht älter sind als ich, Menschen, die sogar eher noch jünger sind als ich … – Wenn junge Menschen zu Musik feiern, saufen, ausrasten und schließlich, als das Lied aus ist auch kotzen … – Wenn junge Menschen, Bekannte von mir zu Musik feiern, die ich aus meiner Kindheit, aus der Plattensammlung meines Vaters kenne, dann macht mich das traurig. Nicht, dass „Oldies“ schlecht wären. Wer bin ich das zu sagen. Nur die Rat- und Phantasielosigkeit, die hinter dieser Musikwahl steht, erschreckt mich. Meine Eltern sprechen immer von der Musik ihrer Jugend. Für mich ist diese Musik die Musik meiner Eltern und wahrscheinlich mag ich sie deswegen so gerne. Nur, was werden all diese Menschen ihren Kindern erzählen, von der Musik ihrer Jugend? Was hätte ich als kleines Kind gedacht, wenn meine Eltern die gleiche Musik als die Musik ihrer Jugend bezeichnet hätten, wie meine Großeltern?
Als alle betrunken sind und noch mehr trinken wollen, fällt der Blick auf den einzigen, der den ganzen Abend nur Wasser getrunken hat: Ob ich noch fahren kann? Also steige ich in dieses Auto, das der Junge von seinen Eltern zum Studienabschluss bekommen hat. Ganz neu ist es und riecht auch so. Er macht sich sorgen, ob ich Autofahren kann. Ich mache mir sorgen, ob ich vielleicht so fahre, dass er in sein schönes Auto kotzt. Jedenfalls schaltet sich das Radio ein und da steht der Name eines Senders, der mir nicht gefällt. Dass er mir nicht gefällt, tut nichts zu Sache. Interessanter ist, dass dieser Sender seine Zielgruppe mit 45+ angibt. Ist ein mit wohlhabenden Eltern versorgter Jugendlicher alternativ, wenn er diesen Radiosender hört? Vielleicht aber besonders reif, seinem Alter einfach voraus? Wahrscheinlich eher letzteres.