Hinterwelt.net

22. November 2008
Fiktion

Es wird wieder Winter. Winter war es, als der Nachmittag im Café zu Bier am Abend wurde. Wie die Jahre zuvor gab der Abend dem Abschied mit meinem Versprechen die Hand, sich zu melden, bald. Bald wurde zu einem Jahr. Wie die Jahre zuvor. In die Jahre gekommen sind die Versprechen. In die Jahre kommen wir. Bis zu den Tagen, die wir dem Jubiläumsglauben verdanken. Bis zu den Tagen, die irgendwie groß sein müssen; die Bedeutung haben müssen, weil sie doch groß sind. Und so erzählt man seine Geschichte wie jeden Tag neu. Stets als Legitimation des eigenen Tuns und Lebens — nicht nur vor den anderen: auch sich selbst die Sicherheit zu geben, die Zeit sinnvoll zu verleben. Narration des Selbst als Technik der Selbstpositionierung, die den anderen und einem selbst Orientierung und wohl auch Bewertung ermöglicht. Die Rahmenerzählung steht indes schon geschrieben, bevor wir überhaupt in die Zeit kommen, unsere Geschichte am großen Tag zu erzählen. (Weil er doch groß ist, muss er eine besondere Bedeutung haben.) Die Legitimation der verlebten Zeit findet sich nur vor den Erwartungen der anderen, der allgemeinen Erwartung, was man in 10958 Tagen im Normfall so alles getan hat.

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