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10. January 2006
Film

Der Opern-, Theater und Filmregisseur Patrice Chereau dürfte den meisten durch seinen Film Intimacy in Erinnerung geblieben sein. Sein neuer Film Gabrielle – Liebe meines Lebens greift wieder das Thema der Liebe auf. Diesmal allerdings in einer denkbar anderen Spielart als in Intimacy.
Der Film Gabrielle – Liebe meines Lebens erzählt nach einer Vorlage Joseph Conrads die Geschichte einer scheiternden Ehe der Pariser Bourgeoisie im Jahre 1912. Gabrielle (Isabelle Huppert) und Jean (Pascal Gregory) sind seit zehn Jahren verheiratet. Glücklich verheiratet, sagt Jean. Jean ist auf der Höhe seines Lebens. Gabrielle füllt mit ihrem Charme die ihr zugedachte Rolle als Hausdame aufs Beste.

Jean ist stolz auf seine Frau. Er spricht von ihr, wie ein Sammler über das beste Stück seiner Sammlung. Dass seine Ehe kein Intimleben hat, stört ihn nicht weiter. Er hat sich daran gewöhnt. Jean hat sich so sehr an diese Ehe gewöhnt, dass ihm der Blick hinter die makellose Fassade erst wieder möglich ist, als er einen Abschiedsbrief Gabrielles findet. Sie hat ihn verlassen, sie sucht Liebe. Liebe, die sie bei Jean nicht finden kann. Und doch schafft es Gabrielle nicht ihr großbürgerliches Gefängnis zu verlassen, sie kommt wieder zurück.


Nachdem Gabrielle zurückgekehrt ist, verfliegt der Mantel der glücklichen Ehe. Es bleibt Hass, der seine Befriedigung nur noch in der Zerstörung findet. »Hätte ich gewusst, dass Sie mich lieben, wäre ich niemals zurück gekommen« sagt Gabrielle zu Jean als sie zurückgekommen ist. Doch er, er hat sie geliebt. Genau genommen fängt er an, sie zu lieben. Er entdeckt die Liebe durch die Eifersucht.

Schnitt für Schnitt weicht die unter ihrer Ehe leidende Gabrielle einer Frau, der nur noch ein kaltes und tragisches Lächeln über die Schwäche ihres Mannes bleibt. Die Destruktion der zehn gemeinsamen Jahre, die finale Zerstörung der gemeinsamen Ehe hilft zwar der Wahrheit ans Licht, aber zufrieden oder gar glücklich macht sie keinen der Beiden.

Zu Beginn lässt der Film keine Möglichkeit aus, die Sehgewohnheiten des Zuschauers zu verstören. Ungewohnte Wechsel der Einstellungen und der Wechsel zwischen Farbe und Schwarz-Weiß geben den Bildern, des schon aus Intimacy bekannten Kameramanns Eric Gautier eine fast unvergessliche Intensität. Leider haben es Chereau und Gautier nicht geschafft diese Intensität über den ganzen Film aufrecht zu erhalten. Dieses Manko kann auch die grandiose Darbietung Isabelle Hupperts und Pascal Gregorys nicht ausgleichen. Gegen Ende wird der Film fast nur noch von dem Gespräch der beiden getragen. Dabei handelt es sich nicht um authentische Dialoge, sondern um konstruierte Monologe, die sich von der Theaterbühne in das Filmstudio geschlichen haben und dort ihre verstörende Kraft entfalten.


Gabrielle. F/I/D 2005. R: Patrice Chéreau. B: Anne-Louise Trividic. K: Eric Gautier. S: Françoise Gédigier. M: Fabio Vacchi. P: Network Movie u.a. D: Isabelle Huppert, Pascal Greggory, Claudia Coli, Thierry Hancisse u.a. 90 Min.

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